Der Sengenthaler Steinbruch am Winnberg
Beitrag von Max Schmidt aus der Festschrift 10 Jahre Umwelt und Natur im Gemeindebereich Sengenthal e. V.
Die Firma Behringer pachtete 1926 den Steinbruch der Familie Sippel am Winnberg und erwarb gleichzeitig Flächen für ein Betriebsgelände und für die Steinbrucherweiterung. Zuvor wurde von diesem Unternehmen das jetzige Kalkwerk Trollius in Lauterhofen betrieben. Ausschlaggebend für den Umzug nach Sengenthal war sicher die bereits bestehende Bahnlinie Nürnberg – Regensburg, an die das Werk angeschlossen wurde, aber auch die besonderen geologischen Verhältnisse am Winnberg. Der Kopf des Unternehmens, Frau Tilly Behringer, hatte erkannt, dass aus der Schichtenfolge am Winnberg Zement hergestellt werden kann. Aus kartellrechtlichen Gründen war dies aber nicht sofort möglich. Deshalb wurde zuerst ein Kalkofen gebaut, der dann später zur Zementklinkerproduktion umfunktioniert wurde.
Das Zementwerk wurde im Laufe der Zeit zu einem leistungsfähigen Unternehmen ausgebaut und 1974 von der Heidelberger Zement übernommen, die den Betrieb 1986 stilllegten. Der Zementproduktion haben wir es zu verdanken, dass wir jetzt einen Aufschluss über ca. 50 m vom mittleren Dogger bis zum mittleren Malm vorliegen haben. Neben den Kalken und Mergeln (tonhaltiger Kalkstein) des Malms waren vor allem die eisenhaltigen Mergel und Sandsteine des Doggers für die Zementproduktion interessant und notwendig. Lediglich die knapp 5m mächtige Ornatentonschicht konnte wegen des zu hohen Kaliumgehaltes nicht verwendet und musste deponiert werden. In den 60 Jahren Betriebszeit wurde eine Fläche von über 20 ha ausgebeutet und insgesamt ca. 15 Millionen Tonnen Rohmaterial gewonnen.
Die einzelnen Schichten wurden selektiv abgebaut, in der Brecheranlage grob zerkleinert und in der jetzt noch stehenden Schotterhalle zwischengelagert. Von hier aus ging es im richtigen Verhältnis gemischt in die Rohmühle. Das so genannte Zementrohmehl wurde dann im Drehrohrofen bei etwa 1.450° Celsius zu Zementklinker gebrannt. Dieser wurde im großen Rundsilo unterhalb der Bahn zwischengelagert. In einem weiteren Mahlvorgang und nach der Zugabe von Zuschlagstoffen wie z. B. Gips entsteht der fertige Zement.
Der Winnberger Steinbruch ist wegen seines interessanten Aufschlusses immer wieder das Ziel von Geologen aus dem In- und Ausland. Eine noch größere Berühmtheit hat er aber unter den Paläontologen wegen seiner Versteinerungen. So sind der Ammonit Parkinsonia parkinsoni und der Riesenbelemnit Megatheutis gigantea aus dem Winnberger Steinbruch in Museen weltweit zu finden. Der Winnberger Steinbruch ist in einem Buch aus der Reihe „Wanderungen in die Erdgeschichte“ und in über 30 wissenschaftlichen Veröffentlichungen beschrieben.
Nach der Stilllegung wurde der Bruch durch intensive Schafbeweidung vor der Verbuschung bewahrt. Neben der Geologie und den Versteinerungen ist jetzt die Pflanzen und Tierwelt eine weitere Besonderheit. Auf den Fels und Rohbodenflächen finden Pionierpflanzen und mit ihnen seltene Insekten einen idealen Lebensraum. Auf den ausgedehnten Feuchtbereichen haben sich größere Populationen der verschiedensten Amphibien angesiedelt und auch seltene Arten aus der Vogel- und Tierwelt gehören mittlerweile zum Bestand.
Der Steinbruch gehört jetzt der Wolfgang Prüfling Stiftung für Umwelt und Naturschutz. Ziel der Stiftung ist der Erhalt des Steinbruches in seiner jetzigen Form und der Schutz der verschiedenen Lebensgemeinschaften. Deswegen darf er auch nur zu bestimmten Zeiten begangen werden.
Fossiliensammler können an mehreren Wochenenden im Jahr gegen Gebühr graben. Für geologische und vegetationskundliche Führungen besteht zurzeit noch keine verbindliche Regelung. In Verbindung mit den angrenzenden Waldflächen und den Magerrasen auf dem Winnberger Anger stellt der Steinbruch geologisch und vegetationskundlich eine absolute Besonderheit dar.
Quellenangaben:
Schmidt-Kaler, Tischlinger & Werner
Wanderungen in die Erdgeschichte
Sulzkirchen und Sengenthal