Arbeitskreis Umwelt und Natur Sengenthal

Geologie, Böden und Vegetation im Gemeindegebiet Sengenthal

Ein Beitrag von Max Schmidt in der Festschrift 10 Jahre Arbeitskreis Umwelt und Natur im Gemeindebereich Sengenthal e. V.

Geologische Karte Sengenthal

Das Gemeindegebiet Sengenthal liegt, geologisch gesehen im Bereich des Fränkischen Jura. Er besteht aus ca.150 Mill. Jahre alten versteinerungsreichen Flachmeerablagerungen, die nach ihrer vorherrschenden Farbe in Schwarzjura (Lias), Braunjura (Dogger), und Weißjura (Malm), gegliedert werden. Von der Jurahochfläche in Winnberg bis nach Forst im Westen, sind damit alle Gesteine des Jura beginnend mit dem Dolomit am Karholz über den Kalkstein, Eisensandstein, Tone und Mergel in der Gemeinde vertreten. Seine Geländeform bekam unser Gebiet in den Eiszeiten der letzten zwei Millionen Jahre. Durch gigantische Erosionen wurden die Zeugenberge Buchberg, Sulzbürg, Möningerberg usw. herausgearbeitet. Zum Beginn des Eiszeitalters war der Albtrauf noch ca. 10 km weiter westlich bei Freystadt. In der letzten Eiszeit, die vor ca.15.000 Jahren endete, wurde unser Gemeindegebiet zum größten Teil mit Flugsanden und Löß überdeckt. Die Sande lagerten sich vor dem Albtrauf ab und verschütteten ein von Nord nach Süd verlaufendes Urstromtal mit einer bis zu 30 m mächtigen Schicht.

In diesem mit Sand aufgefüllten Trog bildete sich ein Grundwassersee, der heute hervorragendes Trinkwasser liefert. Feiner Gesteinsstaub wurde damals auf die Albhochfläche geblasen und als sog. Löß abgelagert. Um die Ortschaft Winnberg entstanden daraus hervorragende Ackerböden. Relativ nährstoffreiche Böden entstanden auch dort wo die Gesteine des Jura zur Bodenbildung anstanden, z. B. um Forst, bei der Schlierfermühle oder am Süd- und Westrand des Buchberges. Die angewehten Sande dagegen waren extrem nährstoffarm.

Vor der menschlichen Besiedelung um ca. 5000 vor Chr. bestand die Vegetation ausschließlich aus Wald. Auf den nährstoffreichen Böden dominierte eindeutig die Buche, der auf sehr tonreichen Böden noch die Eiche und Hainbuche beigemischt war. Tanne und Fichte waren eher selten. Auf den Flugsanden entwickelten sich bodensauere Kiefernwälder mit einigen Eichen und Birken. Als unsere Vorfahren begannen Ackerbau zu betreiben, rodeten sie natürlich zuerst die Wälder auf den Kalk- und nährstoffreichen Böden. Im Zeitalter der Kelten (800 bis 15 vor Chr.) war der Wald bereits auf das jetzige Maß zurückgedrängt. Der Buchberg war sogar größtenteils kahl, da sich auf ihm eine große Befestigungsanlage befand.

Die weitere Entwicklung der Böden und der Vegetation wurde fast ausschließlich vom Menschen beeinflusst. Je nach Kalk- und Nährstoffvorrat waren die landwirtschaftlich genutzten Böden unterschiedlich lange fruchtbar. Von den Kelten ist bekannt, dass sie schon versuchten durch organische Düngung und „mergeln“ (Aufbringen von kalkhaltigen Tonen, z. B. Ornatenton) die Fruchtbarkeit der Böden zu verbessern. Aber erst die moderne Landwirtschaft in den letzten 150 Jahren hat zu einer nachhaltigen Landbewirtschaftung geführt.

Die Wälder wurden durch den Menschen am stärksten beeinflusst. Der Anbau von mehr Nadelwald, Waldweide und Streunutzung hat die Böden und die Vegetation verändert. Die Wälder auf den Flugsanden wurden noch nährstoffärmer und der verstärkte Nadelwaldanbau hat die Artenvielfalt verkleinert. Dennoch haben wir hervorragende Beispiele intakter Waldökosysteme. Ökologisch wertvoll sind die bodensaueren Kiefernwälder auf den Flugsanden mit seltenen Flechten und Moosen. Hochwertig sind auch die Laubholzbestände am Winnberg und Buchberg und die Erlenbruchwälder in den Bachauen. Der landwirtschaftlichen Nutzung haben wir die Magerrasen am Winnberg und auf Sanddünen um Buchberg und Sengenthal und die Feuchtwiesen an der Lach und am Wiefelsbach zu verdanken. Ökologisch wertvoll und unbedingt erhaltenswert sind auch die Ackerterrassen am Buchberg und in Weichselstein.

Eine Veränderung der Landnutzung und der Vegetation hat die Grundwasserabsenkung durch den Bau des Ludwigskanals gebracht. So sind z. B. die Mißweiher im Ursprung und das Moorgebiet zwischen Buchberg und Stauf ausgetrocknet. Beim Ludwigskanal steht dem Eingriff aber der ökologische Gewinn durch die entstandene Wasserfläche und die im Randbereich entstandener Lebensräume gegenüber. Außerdem ist der Erholungswert immens.

Eine besondere Aufwertung erfuhren jetzt die Schlierferheide und der Albtrauf bis zum Steinbruch. Von der Oberen Naturschutzbehörde wurde dieser Bereich als FFH-Fläche gemeldet und steht jetzt unter dem besonderen Schutz der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie der Europäischen Union.

Durch den Sandabbau der Firma Bögl entsteht in den nächsten 25 Jahren eine Wasserfläche von über 80 ha. Dabei ist auch sichergestellt, dass neben der Naherholung auch große Bereiche am Ostufer für die Natur reserviert sind.

In den letzten Jahren wurde der Begriff „Land der Zeugenberge“ geprägt. Sulzbürg, Buch- Möninger-, Staufer-, Dill-, und Tyrolsberg sind aus den gleichen Schichten wie der Winnberg aufgebaut und zeugen davon, dass der Albtrauf früher noch weiter im Westen lag. Vom Landschaftspflegeverband wurde ein Radweg ausgeschildert und mit Schautafeln versehen, der auch durch unsere Gemeinde führt.

Das Gebiet der Gemeinde Sengenthal ist ein vom Menschen gestaltetes Kulturland, das aber Dank der geologischen Vielfalt sehr wertvolle Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren aufweist. Die großen Eingriffe in die Natur durch den Menschen wie der Rohstoffabbau und Bauwerke wie der Ludwigskanal haben unsere unmittelbare Umgebung nicht nur verändert sondern auch neue Lebensräume geschaffen, die es auch in Zukunft zu erhalten gilt. Ein großes Ziel des unseres Arbeitskreises ist es deshalb zum Erhalt unserer Natur beizutragen und unsere Mitbürger, vor allem die jungen Menschen für die Natur zu sensibilisieren.

Quellenangaben:

  • Erläuterungen zur geologischen Karte von Bayern
  • Erläuterungen zur geologischen Karte von Bayern, Blatt Neumarkt